I.
Vor genau siebzig Jahren schrieb der Jesuit und Widerständler Alfred Delp SJ kurz vor seiner Hinrichtung in Plötzensee den Kirchen einen Appell in ihr Stammbruch, der bleibend aktuell ist. Die Zukunft der Kirchen, war er angesichts ihres Versagens vor dem alles vernichtenden NS-Terror überzeugt, hänge von ihrer konsequenten „Rückkehr in die Diakonie“ ab. Darunter verstand Alfred Delp
das Sich-Gesellen zum Menschen in allen seinen Situationen mit der Absicht, sie ihm meistern zu helfen, ohne anschließend eine Spalte oder Sparte auszufüllen. Damit meine ich das Nachgehen und Nachwandern auch in die äußersten Verlorenheiten und Verstiegenheiten des Menschen, um bei ihm zu sein dann, wenn ihn Verlorenheit und Verstiegenheit umgeben. ‚Geht hinaus‘ hat der Meister gesagt, und nicht: ‚Setzt euch hin und wartet ab, ob einer kommt‘. Damit meine ich auch die Sorge um den menschentümlichen Raum und die menschenwürdige Ordnung. Es hat keinen Sinn, mit einer Predigt- und Religionserlaubnis, mit einer Pfarrer- und Prälatenbesoldung zufrieden die Menschheit ihrem Schicksal zu überlassen.1
Als Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch 2011 die Kirche zu einer konsequenten Entweltlichung aufrief, schien er diesen emphatischen Appell zur konsequenten Einmischung der Kirche in die Welt zugunsten der An-den-Rand-Gedrängten zu dementieren. Weiterlesen